In front of

cf South Las Vegas – Las Vegas Strip – Seventh Heaven – In front of (William & Georgia)

Lachend sehe ich Billy an, als er mich daran erinnert, dass ich sonst auch nicht mit einem Schild herum laufe, auf dem mein Alter steht. ,,Vielleicht wird es Zeit, dass ich dir einen Steckbrief schreibe und du ihn ausfüllst?“, necke ich ihn ein wenig.
Wir wissen doch beide, dass keiner von uns einen ganzen Steckbrief ausfüllen würde. Ich habe meine Geheimnisse und auch Billy ist nicht gerade der Typ Mensch, der alles gerne ausplaudert. Mir wird mal wieder bewusst, wie wenig wir doch voneinander wissen. Gut, Billy hat schon eine Menge Wissen über mich, was er mir auch erst vor wenigen Minuten an den Kopf geworfen hat, doch ist das noch längst nicht alles. Er hat keine Ahnung wie lange ich schon in dieser gottverdammten Stadt bin und was ich schon alles durchmachen musste…!

Seufzend laufe ich neben Billy her, bis wir schließlich vor meinem heruntergekommenen Haus stehen. Ich habe keine Ahnung welche Menschen eigentlich mit mir in dieser Hütte leben, aber eigentlich will ich es auch nicht wissen. Ich bin nur froh, dass meine Wohnung einigermaßen hübsch eingerichtet ist und ich relativ sicher darin bin.

Vor der Tür bleiben wir stehen. Billy sieht ein wenig unschlüssig aus, was mich schmunzeln lässt.
,,Wie immer…langsam wird es zur Gewohnheit.“, lache ich leise vor mich hin und gehe dabei zwei Stufen hoch, um auf Augenhöhe mit Billy zu sein. ,,Dann bis morgen Abend?“

cf.: Seventh Heaven - in front of

Ich muss schmunzeln, als sie sagt, das würde langsam zur Gewohnheit. Ja, sie hat mich schon etliche Male gefragt, ob ich mit hoch kommen will. Bisher hat sie immer eine Abfuhr bekommen. Jetzt, da ich einmal den Streit mit mir selber verloren habe und sogar mit hoch gekommen wäre, fragt sie nicht. So ist das Leben.

Oh Mann, wie sehr ich sie will in diesem Moment! Ich trete etwas näher an sie heran, um ihr einen Gute-Nacht-Kuss zu geben. Den bekommt sie normalerweise nicht, aber heute abend schon. Immerhin haben wir unseren ersten richtigen Streit hinter uns gebracht und uns gerade eben erst wieder ausgesöhnt.
"Genau, bis morgen. Schlaf schön," sage ich also, trete auf die erste der beiden Stufen, direkt neben Georgia, und streiche ihr vorsichtig mit den Fingern das Haar ins Haar, mein Daumen wandert wieder sanft über ihren Wangenknochen, bevor ich mich vorbeuge und sie küsse. Vorsichtig, falls sie wegziehen will, soll sie die Chance dazu haben. Falls sie mich jetzt doch hochbittet...
Wow. Dieser Kuss ist mal wieder sowas von gut... es fühlt sich an als wäre mein Magen ein einziges Chaos von etlichen durcheinander schwirrenden Insekten, mein Herz rast, und ich kann sofort eine leichte Erregung spüren, die von mir Besitz ergreift. Verdammt, ich bin noch nie in meinem Leben so gut geküsst worden wie von dieser Frau!

Ich lasse Billy nicht aus den Augen, als er eine Stufe höher kommt und mich damit wieder ein wenig überragt. Anscheinend ist es ihm lieber ein wenig größer als ich zu sein? Kleiner Macho!
Ich schmunzele ein wenig darüber, während ich mein Gesicht anhebe, um seinen Blick einzufangen. Schon im nächsten Moment streichen seine Finger durch mein Haar und sein Daumen über meine Wangenknochen, bevor er sich zu mir runter beugt und einen Kuss auf meine Lippen haucht. Es ist ein ziemlich vorsichtiger Kuss, der mein Herz ein wenig schneller schlagen lässt.

Sachte erwidere ich seinen Kuss und lasse dabei meine Hand über seine Brust zu seinem Nacken streichen, um ihn ein wenig näher zu mir zu ziehen. Der Kuss wird mir ein wenig zu romantisch süß –nicht, dass es nicht einen ganz kleinen Teil in mir gegeben hätte, der es genoss-, weshalb ich neckend meine Zunge über seine Unterlippe streichen lasse, um daraufhin unseren Kuss leidenschaftlicher werden zu lassen. Gott, er würde mir ja doch nur wieder eine Abfuhr geben, aber auch heute kann ich nicht widerstehen. ,,Kommst du noch mit hoch?“, hauche ich leise gegen seine Lippen, als ich unseren Kuss löse.

Sie stösst mich nicht etwa weg, sondern küsst mich wider. Da sie den Kuss erwidert und mich sogar mit ihrer Zunge etwas neckt, werde auch ich mutiger und leidenschaftlicher. Etwas außer Atem lösen wir uns voneinander, und oh mein Gott, ich will sie so sehr, am liebsten gleich jetzt, gleich hier! Mein Hunger, meine Sehnsucht nach ihr und mein Kopfkino, als ich meine freie Hand vorsichtig an ihre Taille lege, machen mir schon fast Angst. Ich habe noch nie eine Frau so vehement, fast schon schmerzhaft, begehrt!

Sie fragt, ob ich noch mit hoch kommen will. "Ja, warum eigentlich nicht?" Ich weiche etwas zurück, damit sie die Tür aufschließen kann, und allein diese winzige räumliche Trennung tut fast körperlich weh. Am liebsten würde ich sie sofort weiterküssen, aber dann könnte sie nicht aufsperren.

Es überrascht mich wirklich, aber aus irgendeinem Grund stimmt Billy zu noch mit nach oben zu kommen. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer und ich beiße mir grinsend auf die Unterlippe, als er sich von mir löst, damit ich aufschließen kann.

Sofort drehe ich mich zu der Tür, schließe auf und lasse ihn dann vorgehen, damit ich direkt nach uns die Tür wieder schließen kann. Schließlich gehen wir die Treppen hoch, die mir jedes Mal einen kleinen Herzinfarkt verpassen, weil sie so knacken und quietschen, dass ich Angst habe irgendwann einzubrechen.
Bei meiner Wohnungstür angekommen, sehe ich Billy nochmal fragend an. ,,Sicher?“, gebe ich ihn noch einmal eine Chance wie immer einen Rückzieher zu machen, doch stimmt er mir lächelnd zu.
Okay…gut für mich! Oder?
Ich weiß gerade nicht, was das hier bedeuten soll. Mein Kopf ist zu voll von allem möglichen. Unser Streit…seine Geständnisse…meine Gedanken und Gefühle. Ja, heute war alles ein wenig viel!

Wir betreten die Wohnung und ich schließe die Wohnungstür wie gewohnt zu. Wenn Billy wieder gehen möchte, dann muss er einfach nur aufschließen, kein Problem, denn ich lasse den Schlüssel immer ein wenig schief im Schloss. Irgendwo habe ich mal gehört, dass man dadurch einen Einbruch durch die Gerätschaften verhindern kann.

,,Möchtest du was?“, frage ich Billy, nachdem ich meine Schuhe in die Ecke gekickt habe und mit wiegenden Hüften durch in den Wohnbereich gehe.

tbc: Wohn- und Essbereich.

Je weiter ich die Treppe mit hinauf gehe, desto sicherer bin ich mir zweier Punkte: Erstens, das hier ist ein verfluchter Fehler. Der größte in einer langen Zeit.
Zweitens, es ist mir scheißegal. Es ist ein Fehler, den ich machen werde.

Meine Gedanken jagen sich, während wir die instabile Treppe hinaufgehen, aber als wir oben an Georgias Wohnungstür sind, habe ich mich längst entschieden. Ich werde einen Fehler machen. Und ich werde jede Sekunde davon sowas von genießen...

Sie bietet mir nochmal die Chance, einen Rückzieher zu machen. Wow, sie muss mich für extrem schüchtern, vielleicht sogar für eine Jungfrau halten. Sicher hatte sie noch nie einen Liebhaber, der so lange gebraucht hat, bis er mal mit hochgekommen ist. Wobei - wahrscheinlich hatte sie noch nie einen Liebhaber hier, zumindest nicht oft. Ich habe ja schon mitbekommen, dass sie diese Wohnung prinzipiell eigentlich niemandem zeigt.

Wir treten ein. Ich war erst einmal hier drin, aber viel hat sich nicht verändert. Genau wie Georgia streife ich mir die Schuhe ab, und stehe etwas unschlüssig in der Diele. Das klingt vielleicht unglaubwürdig, aber mein letztes Mal ist eine Weile her. Plötzlich bin ich ziemlich verlegen, und es gibt eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, die mich etwa so quengelnd wie ein kleines Kind auf der Autobahn alle zwei Sekunden fragt: "Was machst du da? Was machst du da? Was machst du da?"

Ich bin mir absolut nicht sicher, ob ich etwas will. Alkohol wäre gut, zum Mut antrinken, auf der anderen Seite hatte ich eigentlich genug. Ich will heute abend nichts betäuben. Heute abend will ich alle Gefühle hautnah erleben, im wahrsten Sinn des Wortes. "Nein," sage ich schließlich, und stehe etwas unschlüssig im Türrahmen zum Wohnraum, die Hände beide an den Rahmen gestützt. Ich komme mir deplaziert vor, und bin gleichzeitig so... unwillkürlich wandert mein Blick auf ihren Hintern, den sie vor meinen Augen wiegt. Oh Mann.

tbc.: Wohn- und Essbereich